ERASMUS+ Projekt „One Step Beyond“

Bericht

Bisher gibt es wenig grenzüberschreitende Jugendbildungsmaßnahmen gegen transregionale antidemokratische Tendenzen. Die sieben Partner von „One Step Beyond“ arbeiten deshalb an einer Meldestelle, Demokratiebotschafter:innen-Qualifikation & einem Online-Glossar.

Hintergrund des Projekts: Warum braucht es „One Step Beyond?“
Demokratieförderung, Menschenrechtsbildung und Extremismusprävention sind für eine offene Gesellschaft und für ein Europa der offenen Grenzen von existenzieller Bedeutung. Sie brauchen zwar die nationalen Perspektive, können mit dieser aber nur unzureichend gestaltet werden. Denn: Populistische und rechtsextreme Akteure sind in Europa vernetzt und handeln zunehmend wie eine „Internationale des Antimultilateralismus“, die sich professionell formiert. Rechte und rechtsextreme Gruppierungen infiltrieren Jugendgruppen, kommunizieren in jugendkulturellen Genres und nutzen grenznahe Regionen als wechselseitige Rückzugsräume. Hate Speech und Fake News beeinflussen in großem Maße die Stimmung im Internet bis hin zu politischen Entscheidungen. Insbesondere junge Menschen mit geringerer Bildungsteilhabe und begrenzteren Berufschancen sind diesen populistischen Kampagnen und Interventionen häufig nicht gewachsen und kaum in der Lage, sich eine möglichst auf Fakten basierende eigene Meinung zu bilden. Bislang finden praktisch keine grenzüberschreitenden Jugendbildungsmaßnahmen statt, die sich mit transregionalen antidemokratischen Ausprägungen auseinandersetzen und präventiv wirksam werden. Das ERASMUS+-Projekt „One Step Beyond“ will diese Situation nachhaltig verändern.

Unsere Ziele: Was haben wir vor?
Als zentrales Element des Projekts wird ein Konzept für eine transnationale Meldestelle „respect!“ entwickelt. Mithilfe einer solchen Meldestelle sollen Jugendliche und in der Jugendarbeit Tätige zukünftig aktiv gegen Hetze vorgehen können und von der Anlaufstelle qualifizierte Rückmeldungen erhalten. Begleitet wird die Meldestelle durch das Konzept „Internationale Demokratiebotschafter:innen gegen Hetze“. Hier sollen Jugendliche qualifiziert werden, in ihre Peer Groups sensibilisierend und demokratiestärkend hineinzuwirken. Weiterhin wird ein Glossar mit Begriffen aus den Bereichen Demokratieförderung, Menschenrechtsbildung und Extremismusprävention erarbeitet, welches den Verständigungsprozess zu zentralen Begrifflichkeiten sowie die Rechtgrundlagen der beteiligten Länder transparent darstellt.

Projektpartner: Wer ist beteiligt?
Es beteiligen sich Projektpartner aus Norditalien (Villa Vigoni), Süddeutschland (Jugendstiftung Baden-Württemberg und Jugendagentur gGmbH), dem Elsass (Fédération Départementale des Maisons des Jeunes et de la Culture du Bas-Rhin), der Schweiz (Infoklick und die GFGZ) und Belgien (Kaleido Ostbelgien). Die Projektkoordination liegt bei der Jugendstiftung Baden-Württemberg.
Aktueller Projektstand: Was haben wir bisher erarbeitet?
Zu Beginn des Projekts lag der Schwerpunkt darauf, eine Grundlage für das Konzept der Meldestelle zu erarbeiten. Dazu gehörte die Erstellung eines Rechtsgutachtens zur Strafbarkeit von Hetze im Internet nach länderspezifischer Rechtsprechung und bezogen auf alle fünf Partnerländer. Die Ausarbeitung übernahm ein Jurist der Villa Vigoni. Anschließend nahmen die Projektpartner an einem mehrtägigen Workshop („Short Term Training“) in Lottstetten, Deutsch-Schweizer Grenzgebiet, teil. Ziel des von der Jugendstiftung durchgeführten Trainings war es, die Teilnehmenden auf Basis der juristischen Analyse zur länderspezifischen Rechtslage zu schulen sowie Gemeinsamkeiten und Spezifika in Workshopform zu erarbeiten. Während des Workshops haben die Teilnehmenden unter anderem ein erstes inhaltliches Raster für die Meldefunktion auf dem späteren Meldeportal erstellt, eine Definition für Hate Speech erarbeitet sowie über Analyse- und Monitoringmöglichkeiten für die Meldungen gesprochen.
Parallel arbeitete das Projektteam an der Konzeption von transnationalen und lokalen Curricula zur Qualifizierung von Jugendlichen zu „Internationale Demokratiebotschafter:innen gegen Hetze“. Dafür ist bereits ein Grobkonzept entwickelt: Es handelt sich um jeweils vier- bis fünftägige modulare Qualifizierungskonzepte, durch die junge Menschen für die Umsetzung praktischer
Aktionen befähigt werden, bei denen sie als demokratische Akteure gegen Hate Speech und Fake News tätig werden. Zurzeit noch offen sind Fragen nach der konkreten Anbindung des Projekts (Schule?), der langfristigen Motivierung der Teilnehmenden, Einbindung von Jugendlichen in die Konzeption und die Umsetzung des internationalen, aber auch lokalen Charakters des Konzepts.
Im dritten Projektbaustein „Glossar“ hat sich das Projektteam auf 30 Begriffe geeinigt, die im Rahmen des Glossars erläutert werden sollen. Diese werde auf verschiedenen Ebenen betrachtet sowie unter Berücksichtigung unterschiedlicher Sprachen und Dialekte ausgearbeitet. Die Zielgruppe für das Glossar ist sehr breit aufgestellt: Es sollen sowohl Fachkräfte der Jugendarbeit davon profitieren als auch Jugendliche selbst, politische Entscheider:innen ebenso wie die interessierte Öffentlichkeit.

Ausblick: Was sind die nächsten Meilensteine?
Der nächste Meilenstein ist eine transnationale Transferkonferenz, die am 29. und 30. Juni 2022 in Luzern, Schweiz, stattfinden wird. Ziel ist, dort v.a. das Konzept für die transnationale Meldestelle vorzustellen und Feedback dazu aus dem fachkundigen Publikum (Fachkräfte der Jugendarbeit, Politik, Jugendliche, u.a.) einzuholen. Bei der weiteren Ausarbeitung des Meldestellenkonzepts wird dieses Feedback einfließen. Zudem werden bei der Konferenz Expert:innen für das Thema Umgang mit Hate Speech im Netz sprechen. Die Konferenz soll auch dazu dienen, das Thema in die Medienberichterstattung zu bringen. Parallel zur Vorbereitung der Transferkonferenz wird die Gruppe weiter am Konzept für die „Demokratiebotschafter:innen“ und am Glossar arbeiten.

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